AUFTRAGGEBER
Brandenburgischer Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB)
LEISTUNGSUMFANG
Vorentwurf bis Bauleitung
TEAM
Thomas Guba, Alexander Roscher, Grégoire Tourne
FLÄCHE
3.600 m2
BAUKOSTEN
540.000 €
ZEITRAUM
2016 – 2021
PROJEKTPARTNER
Rüthnick Architekten, Berlin
ORT
Neues Palais, Park Sanssouci, Potsdam
VERFAHREN
Direktbeauftragung
Jüdische Fakultät und Abraham-Geiger-Kolleg
Schlosspark Sanssouci in Potsdam
Nordwestlich des Neuen Palais im Schlosspark von Sanssouci wurden das Nordtorgebäude und die angrenzende Orangerie denkmalgerecht saniert und für eine universitäre Nutzung umgebaut: Die ehemalige Orangerie beherbergt nun das Institut für jüdische Theologie der Universität Potsdam, im Nordtorgebäude sind das Abraham-Geiger-Institut und das Zacharias Frankel College ansässig – zusammen bilden sie das Europäische Institut für Jüdische Gelehrsamkeit. Hier werden zukünftige Rabbiner:innen und Kantor:innen ausgebildet. Im Mitteltrakt, dem sog. ”Westlichen Anbau”, befindet sich die Synagoge. Das Gebäudeensemble ist Teil des Campus der Universität Potsdam und befindet sich im Bereich der UNESCO-Weltkulturerbestätte ”Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin”.
Das Nordtorgebäude wurde 1768 unter Friedrich II. als Wohn- und Dienstgebäude von Hofgärtner und Kastellan errichtet, die Orangerie direkt anschließend erbaut. Nördlich der Gebäude bildete der im 19. Jahrhundert verfüllte Palaisgraben die Grenze des unmittelbaren Schlossbereichs.
Die drei Einrichtungen sollten einen gemeinsamen zentralen Eingangsbereich erhalten: Durch die versetzte Gebäudestellung war ein kleiner Vorplatz räumlich bereits vorgegeben. Im Schatten der alten Kastanie entsteht ein Treffpunkt von Studierenden, Lehrenden, Forschern und Besuchern. An den Rändern laden breite Sandsteinblöcke mit Holzauflagen (Douglasie) zum Sitzen ein.
Der Bodenbelag, ein dänischer Wasserstrichziegel, orientiert sich in seiner speziellen Farbmischung und der hochkanten Verlegeart am historischen ”Mopke-Pflaster", das auch zwischen Neuem Palais und den Communs verlegt ist.
Im Innenhof war das "Mopke-Pflaster" ursprünglich komplett erhalten, musste aber für die Leitungsarbeiten vollständig aufgenommen werden. Als sich zeigte, dass zu wenig wiederverwendbares Material zur Verfügung stehen würde, wurde entschieden, den Hof komplett mit neuem Material zu pflastern – anstatt ein Patchwork aus altem und neuem Material zu erzeugen. Das brauchbare Material wurde der SPSG zur Verfügung gestellt, die es an anderer Stelle für Reparaturen gebrauchen kann. Ein Apfelbaumspalier und ein Wandbrunnen sind die einzigen Zutaten im ansonsten schlicht gehaltenen Hof und lassen den Nutzern die Möglichkeit, ihren Freiraum durch Mobiliar und Kübelpflanzen selber zu ergänzen.
Nördlich des Gebäudeensembles wurde der Verlauf des historischen Palaisgrabens wiederhergestellt. Er markiert einerseits die historische Parkgrenze und dient andererseits ganz praktisch der Versickerung von anfallendem Niederschlagswasser.
Während die nördliche Grabenseite bereits im späten 18. Jahrhundert ”verlandschaftlicht” wurde und deswegen wieder als Böschung ausgebildet werden soll, hatte der Graben auf der Südseite immer eine gebaute Kante – im Bereich des Nordtorgebäudes durch das Bauwerk selbst gebildet, weiter westlich als Ufermauer. Probegrabungen hatten ergeben, dass die Ufermauer nur vor dem ”Westlichen Anbau” erhalten war. Sie wurde denkmalgerecht restauriert. Entlang der Orangerie entstand hingegen eine neue Uferwand, wobei mit COR-TEN-Stahl bewusst kein historisches Material gewählt wurde, um deutlich zu machen, dass es sich um eine Neuerrichtung und nicht um eine Wiederherstellung handelt. In die Wand eingelassen sind Wasserspeier, über die das Niederschlagswasser von Dächern, aus dem Innenhof und vom Vorplatz in den Graben geleitete wird.